Während die nächtlichen Meldungen unserer Wut einen ersten Ausdruck geben und ihr weiter daran arbeitet, unser Herz zu erwärmen, halten wir im Haus die Stellung. Wir berichten kurz live aus der Rigaer94 zur Situation im Haus.

Während wir gestern damit beschäftigt waren, zu klären, was überhaupt vor sich geht und die gegnerische Strategie zu durchschauen, besetzten Bullen, Securities und Bauarbeiter*innen unser Haus. Die Kadterschmiede, die Werkstatt und der Waschraum wurden sofort komplett ausgeräumt. Die Eingangstüren zum Haus wurden komplett zerstört, zwei Gartenhäuser eingerissen, Beete zerstört, unsere Barrikaden zerstückelt, tonnenweise Baumaterialen und gemeinschaftlich genütztes Mobiliar geklaut. Alles, was nicht in privaten Wohnungen war, wurde abtransportiert und nur einige wenige Sachen konnten wir retten. Insgesamt ca. 30 Fahrräder wurden in einen Bullen-LKW verfrachtet.

Die Räumungsarbeiten dauerten bis in den Nachmittag. Erste Türen wurden dort eingebaut, wo uns der Zugang verwehrt wird. Nachdem die Bautrupps abgezogen waren, besetzten Bullen und Securities in kleinen Trupps dauerhaft die zwei Treppenhäuser, das Dach und die Eingangsbereiche. Die Nacht verbrachten wir also gemeinsam mit Bullen und Securities. Bis jetzt hat sich daran nichts geändert. Auch heute waren Bauarbeiter*innen damit beschäftigt, das Haus im Erdgeschoss und den Garten zu zerstören. Ob die Renovierungsarbeiten in der Schmiede schon angefangen haben oder gar fertig werden, bevor wir sie wieder besetzen, wissen wir nicht, da wir keinen Zugang haben.

Da das Haus von seiner alten Architektur her nicht für einen Umbau in ein normales Wohnhaus geeignet ist, gehen wir nicht davon aus, dass die Grundstruktur zeitnah baulich verändert wird. Toiletten sind im Treppenhaus und es gibt für alle Bewohner_innen drei Gemeinschaftsküchen. Die Mietverträge schützen uns rein rechtlich vor einer Kompletträumung.

Insgesamt ist die Lage ernst aber nicht hoffnungslos. Wir werden von den Bullen rund um die Uhr schikaniert. Durch Anwesenheit im Wohnbereich, zu dem die Treppenhäuser gehören, durch Anzeigen, Beleidigungen und Gewaltandrohungen. Die Securities tragen ihren Teil dazu bei. Das Gefühl der Machtlosigkeit gegen einen bewaffneten, zahlenmäßig überlegenen Gegner nehmen uns allein unsere Unterstützer_innen hier drinnen und draußen.

Wir stellen uns darauf ein, dass sich in den nächsten Tagen einige Dinge klären werden. Aber auch darauf, dass wir noch lange mit großen Problemen zu kämpfen haben. Neben den dezentralen Lösungen werden wir auch auf eure Anwesenheit vor Ort angewiesen sein. Achtet auf unsere Mitteilungen und nutzt jeden Moment, diese hippe Stadt ins Chaos zu stürzen.