Am Freitag und Samstag fanden bei uns den ganzen Tag über selbstorganisierte Dachdeckarbeiten statt, um das Haus winterfest zu machen. Irgend ein Trottel muss wohl die Bullen gerufen haben; jedenfalls haben diese am Freitag erfolglos versucht, von den gegenüberliegenden Häusern aus unsere Dacharbeiten videographisch zu dokumentieren. Samstag dann kam der Heli, um ein paar tiefe Runden überm Block zu drehen – sicherlich um der Einsatzleitung ein paar hübsche Luftbilder zu übermitteln.

Dieser Vorfall ist exemplarisch geworden für den Umgang mit der Rigaer94. Wir bleiben derzeit selten unerwähnt, wenn in den Medien die tägliche Hatz gegen Extremismus betrieben wird. Ein paar Ereignisse in den letzten zwei Jahren haben dazu geführt, dass wir zum linksextremistischen Zentrum erklärt wurden. Auch dass wir an einem heißen Wochenenden eine kleine Vorschau zum G20 vor unserer Haustüre hatten, spielt eine Rolle in dem ganzen Chaos.

Eine kürzlich veröffentlichte Statistik weist uns trotz allem als das zweit-ungefährlichste Gefahrengebiet Berlins aus. Dass die Bullen ihren eigenen Statistiken mißtrauen oder wider jeder Vermutung doch einen politischen Auftrag haben, zeigt sich daran, dass kein anderes Gefahrengebiet eine so hohe Dichte an staatlichen Müllsäcken aufweist. Besonders in den Abendstunden sind die Hundertschaften präsent – mit den entsprechenden Begleiterscheinungen. Z.B.: auch zwei Kinder aus der Rigaer94 haben jetzt Post bekommen, wegen Beleidigung.

Ansonsten gehts ganz gut. Wenn ihr in den letzten Wochen wenig von uns im Internet gelesen habt, dann hat das zwei Gründe:

-wir hatten technische Probleme beziehungsweise Angriffe auf dieser Website und dem Twitter-Account

-die Rolle von linksunten.indymedia.org als unser zentrales Organ und Kommunikationsmittel wurde von staatlicher Seite modifiziert

Die Chance, die sich daraus ergibt, ist ganz konkret: wir dezentralisieren Informationskanäle und intensivieren die Kommunikation. Deswegen ist der Plan auch, diese Website so wie Druckerzeugnisse besser und mehr zu nutzen. Erste Schritte sind schon getan, weswegen ihr in hoffentlich allen renommierten Infoläden nicht nur in Berlin unsere neuen Plakate findet. Wir freuen uns über Unterstützung bei der Verbreitung.

Es gibt viel zu tun nach dem erfolgreichen G20-Gipfel. Außerdem ist das Haus nach wie vor gefährdet. Der Innensenator Geisel hat angekündigt, unsere Türen klauen zu wollen um mehr Kontrolle über das Haus zu erlangen. Aktuell verhandelt die staatliche Wohnbaugesellschaft degewo angeblich mit dem Hauseigentümer darüber, das Haus zu kaufen oder unter ihre Verwaltung zu bringen. Die Lafone Investments Limited hat unterdessen einen neuen Direktor: Mark Robert Burton, der immerhin vier dieser Briefkastenfirmen in einem Raum im Consett Business Park führt.

Für uns ist trotz dieser Machtspielchen ganz klar, wem das Haus gehört: denen, die es brauchen und nicht denen, die es kaputt oder zu Geld machen wollen! Für interessierte Leute und Freund_innen des Hauses veranstalten wir deswegen am 1. Oktober ein Hoffest mit kulturellen und politischen Veranstaltungen. Mehr dazu bald. Kommt vorbei!