Pure Eskalation! Die anstehende Räumung der Liebig14 ist weitaus mehr, als es jetzt vielleicht anmuten lässt. Es ist die ultimative Kampfansage und der Leberhaken für so viele Aktivist_innen. Ob sie die L14 nun als solche mögen oder nicht, unterm Strich wird es alle betreffen! Wir, die Rigaer94 teilen nicht nur den selben Vollidioten als sogenannten Eigentümer, eine lokale Nachbarschaft und den Dorfplatz, sondern den so viel zitierten Versuch des kollektiven und solidarischen Zusammenlebens. Und jeder Versuch ist eine zarte Blüte, die im Falle der Liebig14 von einem Bulldozer überrollt werden soll.
Die Liebig14 hat einen mehr als 20jährigen Kampf hinter sich. Hier und heute ist nicht der Zeitpunkt um darüber zu diskutieren, ob dieser Kampf nun richtig, militant, reformistisch, falsch oder sonstwie geführt wurde – er wurde geführt! Und besonders im letzten Jahr wurde er gerade von der Liebig14 immer in den Kontext der Verdrängung und der Stadtteilaufwertung gestellt. Diverse Demos und Aktionen wurden gemacht. Und das gilt es zu akzeptieren und daran anzuschließen. Egal wie. Euer Kampf soll nicht folgenlos sein!

L14 – Dorfplatz – Rigaer-Liebig-Kiez

Die L14 ist wie viele Hausprojekte ein Anlaufpunkt für Volxküchen, Kino und gelegentlichen Veranstaltungen und Partys – somit ein fester soziokultureller linker Kontrapunkt im „hippen Friedrichshain“. Gerade ihr Standort am Dorfplatz macht ihn zu dem was er ist – einem widerständigen Ort angeeigneter Straßenlandschaft, immer wieder herausgerissen aus der ordnungsautoritaristischen Neurose der Konsumgesellschaft. Wird die L14 geräumt, ist das nunmehr auch ein Angriff auf den Dorfplatz und auf nicht Kapitalismus-konformes Verhalten. Und wir können uns jetzt schon darauf einstellen, dass dieser nach der Räumung wieder auf der Agenda der Bullenschweine stehen wird. Ein Angriff auf den Dorfplatz ist auch ein Angriff auf die angrenzenden Projekte und die Kiezstruktur. Ein ganzer Kiez wird bei der Räumung unter quasi-paramilitärische Besatzung gestellt. Die eigene Angst der Bullen was auf ihren hohlen Helme zu bekommen, werden sie mit einer Polizeiarmee ersticken. Alles steht für diesen Tag unter Willkürherrschaft. Gerade die Nachbar_innen und Projekte die der Liebig ihre Solidarität zeigen, werden der gewohnten „Sonderbehandlung“ unterliegen. All das, weil das Recht auf willkürliches „Eigentum“ über dem simplen Recht auf gemeinsames Wohnen und Leben steht – gerade wenn es außerhalb des gewohnten Rahmens besteht. Wer hier von „Recht“ schwadroniert ohne Kapitalismus hinter der Phrase zu entdecken, denen wünschen wir schöne Träume, auf das die Wut und der Knall sie nicht aus ihrem zugedröhnten Schlaf wecken wird.

Räume wie Liebig14 sind Möglichkeiten. Wir sollten uns diese Möglichkeiten nicht nehmen lassen!

Die benachbarten Projekte bilden zusammen mit der Liebig14 einen der manifestierten Kernpunkte des Widerstandes im Nordkiez von Friedrichshain, der schon längst umzingelt ist von Spießerbunkern auf dem alten Schlachthofgelände und dem Ballermann im Südkiez. Die Bewohner_innen des Nordkiez sind ständig von der Verdrängung aus dem Innenstadtbereich bedroht. Die Räumung der ehemals still besetzten Rigaer17 und ihre jetzige Sanierung und teure Neuvermietung, das systematische Wegekeln der letzten Mieter_innen aus einem Haus in der Proskauer Straße, das nun auch am Ende seiner Luxussanierung steht, die geplanten fetten Townhouses auf dem zu den Actionweeks besetzten „Bambiland“-Gelände und die bereits bestehenden Townhouses, die sich hinter sanierten Altbauten kleinlaut verstecken – all dies deutet auf die Neustrukturierung des Rigaerkiezes hin. Gentrifizierung ist weit mehr als ein linkes Modethema: es ist ebenso ein manifester Angriff wie auch alle anderen Offensiven der letzten Zeit gegen Menschen, die an den Rand der Leistungsgesellschaft gedrängt und stigmatisiert werden.

Die Wut kocht nicht nur schon seit Langem über, sie äußert sich auch immer wieder im Kiez. Ob nun militante Angriffe auf die Bullen, Farbbeutel oder auch Nachbarschaftsvernetzungen, viele Menschen wollen und werden nicht einfach zusehen wie sie unter der Flagge von Recht, Ordnung und Kapital in ihrem Leben diktiert werden. Die Räumung der Liebig14 ist nicht ein Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt, sondern die gezielte Flutung unserer unsicheren Sandburgen, die wir mit Mühe gemeinsam aufbauen. Die Antwort wird eindeutig sein.

„It’s up to you“

Beulker, Thöne, Körting, Junge-Reyer, Liegenschaftsfond, Kapitalismus – sie waren die Felsbrocken in der Brandung der Bemühungen einer von der Liebigstraße forcierten friedlichen Lösung. Sie tragen die unmittelbare Schuld. Auf ihre Erläuterungen, Rechtfertigungen und Profilneurosen spucken wir.
Wir können gar nicht so viel Vokü kochen wie wir kotzen möchten!!

Ob Liebig14, Rigaer94, Köpi – Solidarität auf allen Ebenen und mit allen Mitteln!
Hausprojekte und linke Strukturen verteidigen!
Die Nachbarschaft organisieren und sogenannte Vermieter_innen wegboxen!

Rigaer94

Support Liebig14!