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Archiv November, 2020

Erinnern wir uns, dass vor einigen Monaten die da oben uns Solidarität diktierten, ein Wort, dass für uns Rebellion und soziale Wärme bedeutet, für sie jedoch nur die Aufrechterhaltung des kapitalistischen Zahnrades durch die Mitarbeit voneinander isolierter Individuen. In einem Moment wie heute früh – inmitten der Pandemie – zeigte sich diese Heuchelei, die Unmenschlichkeit der herrschenden Verhältnisse erneut klar und deutlich.

Ein Mensch, der in den letzten Monaten eine Bleibe unter einem Balkon in der Rigaer Straße fand, wurde bei Minusgraden von einem massiven Aufgebot einer gesamten Einsatzhundertschaft, behelmter Bullen, Hubschrauber, Ordnungsamt und BSR geräumt. Ein Einsatz, der mehrere tausend Euros gekostet haben wird.

Die angekündigte Solidarität unserer kleinen rebellischen Strukturen riefen offenbar viel Angst in der Polizeibehörde aus. So konnten die Menschen des Nordkiezes kurz nach 6 Uhr beobachten, wie Wannen die Straße besetzten. Einsatzleiter war auch hier wieder einmal Pohl vom Abschnitt 51, eben genau jener, der stets mit seinen Einsätzen gegen die Rigaer94 auf die Schnauze fällt, zuletzt im Juli diesen Jahres.

Sicher hatten sich die Hüter der Ordnung gedacht, dass die frühe Stunde es ihnen ermöglichen würde, den Einsatz ungesehen durchführen zu können. Dieser Plan ging jedoch nicht auf. Das sicher früheste Kiezradio in der Geschichte der Rigaer Straße nahm sich heraus, die Nachbarschaft noch vor den meisten Weckern über die Geschehnisse zu informieren.

Dass die Liebig34 den rebellischen Strukturen fehlt, wurde einmal mehr dadurch deutlich, da sich die gesamte Aufmerksamkeit der Bullen auf den kleinen Straßenabschnitt zwischen Liebig- und Zellestraße konzentrieren konnte. Dementsprechend fingen sie auch bald an die Leute vor der Tür der Rigaer94 zu schikanieren und nach einer Anmeldung zu fragen. Da ihrem Auftreten mit Ignoranz begegnet wurde, versuchten die Bullen sich Aufmerksamkeit durch Festnahmen zu ergattern. Einige konnten solidarisch verhindert werden, eine Person wurde jedoch mitgenommen und musste nach einem Platzverweis die Straße verlassen. Nachdem ein wenig Farbe von umliegenden Dächern auf die Bullen flog, erschien wenig später ein Helikopter, der eine Stunde lang die Nachbarschaft im Tiefflug terrorisierte. Auch wurde die Einheit vor der Tür der Rigaer94 daran erinnert, dass es dort ungemütlich für sie werden kann. Auf sie entleerten sich einige Feuerlöscher.

Wie gewohnt, ließ es sich die bürgerliche Presse im Nachgang nicht nehmen, die polizeiliche Version der Geschehnisse unhinterfragt zu übernehmen und das übliche Bild des „verwahrlosten“ Obdachlosen zu zeichnen. Von „Camp“ zu sprechen anstatt einer Unterkunft, von „Müll“ und vermeintlichen Beschwerden von Anwohner*innen. Hier im Kiez hört mensch jedoch andere Geschichten: Viele fragten immer wieder nach was gebraucht würde, brachten Thermoskannen mit Tee vorbei, setzten sich dazu oder grüßten einfach mit einem herzlichen Lächeln. Die Bleibe war ein Teil des Kiezes, so wie sich unter den Balkonen und in den angrenzenden Parks immer wieder wohnungslose Menschen einfanden, die die Nähe zu einer Nachbarschaft suchten, in der nicht Alle, aber Einige ein gesundes Abwehrverhalten gegen Bullen und Ordnungsamt aufweisen.

So reiht sich diese Berichterstattung in den Sozialchauvinismus ein, der schon mit dem Brief des Ordnungsamtes begonnen wurde und nun auf mehreren Ebenen die Legitimität eines widerlichen staatlichen Einsatzes untermauern soll. Natürlich gilt auch unter der rot-rot-grünen Regierung, die gnadenlose Law-and-Order Politik der Stadt der Reichen. Der zynische Beipackzettel der Räumungsankündigung mit den Adressen einiger Notunterkünfte, ignoriert die Stimmen derjenigen, die immer wieder darauf hinweisen, dass ihnen in diesen Unterkünften jegliche Selbstbestimmung genommen wird und sie sie deswegen nicht aufsuchen. Es soll also einzig und allein der unmenschlichen Fratze des Staates ein sozialer Anstrich gegeben werden, während noch vor wenigen Wochen eine Besetzung wohnungsloser Menschen in der Habersaathstraße geräumt wurde. Oder um es mit den Worten des geräumten Menschen zu sagen: „Die Polizei tritt Menschenrechte mit Füßen. Wortwörtlich.“

Nach vier Stunden zogen sich BSR, Ordnungsamt und schließlich auch die Bullen zurück. Im Kiez verblieben müde aber auch lächelnde Gesichter, der alltäglichen Grausamkeit des kapitalistischen Normalzustands zumindest nicht vereinzelt, sondern gemeinsam etwas entgegengesetzt zu haben. In ihnen lebt die widerständige Geschichte weiter, während die Besen der BSR schon einen Zustand herstellten, der den nunmehr aufgewachten Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule, zum Jobcenter oder zum Einkaufen die Realität vor ihren Augen verwischen soll.

  • Comments Off on Bericht zur Räumung unseres Nachbarn unterm Balkon
  • Kategorie: Statements
  • Donnerstag um 6 Uhr morgens: Räumung von Nachbar verhindern

    Liebe Nachbar:innen,

    Wie vorrausgessehen war die Räumung der Liebig34 nicht das Ende, sondern vielmehr eine weitere Etappe einer immer schnelleren und agressiveren Gentrivizierung in unserem Kiez.

    Nun folgt ein weiterer Angriff.

    Unser Nachbar, derzeit untergekommen unter den Balkonen der Rigaerstr. 92, soll am Donnerstag, den 26.11., um 6 Uhr morgens geräumt werden.

    Diese Information geht aus einem sozialchauvinistischen Brief sondergleichen hervor, welcher das Hab und Gut dieses Menschen als Unrat und Müll diffamiert. Zugestellt vom Bezirks- und Grünflächenamt. Ein Amt, welches wohl vor Minderwertigkeitskomplexen überkocht muss und nun seinen Frust an Allem auslassen muss, was nicht in ihr normatives Weltbild passt. Dies trifft viel zu oft Menschen, die keine Rückzugsmöglichkeiten haben. So sind Räumungen von Wohnungslosen keine Seltenheit, doch werden diese viel zu oft übersehen und geschehen meist im Stillen.

    Der Leitspruch dieses Jahres “Stay home, Stay safe” ist im Hinblick auf Wohnungslose in seiner Verwerflichkeit kaum zu übertreffen. Denn wo sollen Wohnungslose denn ihren Schutzraum finden, wenn ihre Bleibe dann doch wieder den Angriffen der Polizei ausgesetzt ist.

    Schon vor kurzer Zeit, am 15. November gab es von BSR und Berliner Bullen den Versuch sein Lager auf Höhe der Rigaer Straße 92, unter den Balkonen zu räumen, der aber spontan verhindert werden konnte (https://twitter.com/rigaer94/status/1327947776869666816). Nun gibt es also einen neuen Anlauf mit Ankündigung.

    Das werden wir nicht so hinnehmen: Am Mittwoch ab 19:00 Uhr wird es vor dem Lager an der Rigaer Straße 92 Musik und Rap geben. Donnerstag morgen um 6:00 Uhr findet das Kiezradio in einer Frühaufsteher*Innen-Ausgabe statt. Kommt vorbei und zeigt zusammen mit uns, dass der Kampf um den Nordkiez weitergeht! Keine Räumung prekärer Menschen! Nicht im Winter, nicht während Corona, niemals!

    Wir wollen stark und zahlreich sein. Protest auf der Straße und aus Fenstern/Balkonen ist erwünscht.

    Wir werden die Räumung verhindern.

    Gegen die Verdrängung in unserem Kiez.

    Für eine solidarische Nachbar:innenschaft, in welcher alle ungeachtet ihrer Lebensumstände eine Chance auf selbstbestimmtes Leben haben.

    Rigaer94

  • Comments Off on Offener Brief bzgl. Räumung unterm Balkon
  • Kategorie: Kontext, Rigaer Straße und Nordkiez, Veranstaltung
  • THURSDAY AT 6 AM LET’S DEFEND OUR NEIGHBOR

    FROM EVICTION

    Dear Neighbors,

    Like foreseen the eviction of Liebig34 was not the end but just another step in an fast and aggressive gentrification of our neighborhood.

    Now there is a new attack.

    Our neighbor, who is currently living under the balconies of Rigaerstr. 92, is threatened of an eviction on thursday, the 26th of november, at 6 a.m.

    This information comes through a very social-chauvinistic letter, in which the belongings of this person are described as rubbish and trash. It comes from the “Bezirks- und Grünflächenamt”. An office which seems to have a lot of self esteem issues and now let their anger out on everything which is not fitting with their normative views on the world. Homeless people are very often target of this aggression. Evictions of homeless people are not rare, but happen mostly silently and therefore are often unseen.

    This years phrase “Stay home, stay safe” is in the view of homeless people just another disgusting thing to say. Where should this people find their safe space, that are protected from the attacks of the cops.

    Already short time ago, on 15 November there was an attempt by the BSR and Berlin cops to clear his camp on height of Rigaer Straße 92, under the balconies, which could be prevented however spontaneously (https://twitter.com/rigaer94/status/1327947776869666816). Now there is a new attempt with announcement.

    We will not just accept this :

    Wednesday from 7 p.m. there will be music and rap in front of the camp at Rigaer Straße 92. Thursday morning at 6:00 a.m. the Kiezradio will be an early-bird issue. Come by and show with us together that the fight for the Nordkiez continues!
    No eviction of precarious people! Not in winter, not during Corona, never !

    We want to be strong and numerous. Protest on the street, and from the surrounding balconies is very welcome.

    We will prevent this eviction!

    Against every eviction in our Neighborhood!

    For a neighborhood of solidarity in which everyone has a chance of self-defined life regardless of there living conditions!

    Rigaer94

  • Comments Off on Open letter about eviction under the balkonies
  • Kategorie: English, Kontext, Rigaer Straße und Nordkiez, Veranstaltung
  • [english version below]

    Der 25. November naht und wir werden uns die übliche staatstreue pseudofeministische Laberei anhören müssen. Die Lage ist tatsächlich sehr schlimm: auf dem Territorium der BRD wird jeden dritten Tag eine Frau durch ihren Partner ermordet – geschwiegen von den Angriffen auf Sexarbeiter:innen-; der NSU2.0 verschickt Morddrohungen meistens an Frauen und genderqueere Personen, Beispiele der sexualisierten Gewalt werden uns alltäglich als „sexy“ oder „romantisch“ verkauft; die polnische Regierung verbietet Abtreibung; in der französischen Metropole werden Frauen*, die Kopftuch tragen, weiterhin von jeden Entscheidungs- und sozialen Orten ausgeschlossen und mal mit Messer vor dem Eiffelturm angegriffen; (fast) ohne jegliche Anteilnahme sind FLINT*Menschen auf der Flucht auf dem Weg nach Europa und in Europa permanent mit der Gewalt der Bullen, des Staates, der Fachos und der Patriarchen zugleich konfrontiert und auch in unseren eigenen Reihen werden aktuell häufiger Fälle von sexualisierter Gewalt an Frauen* öffentlich.

    Am „Tag gegen Gewalt an Frauen*“ werden reichlich lose Reden geschwungen über die armen unterdrückten Frauen woanders in der Welt, die befreit werden müssten. Gegen Unterdrückung oder gegen sexualisierte Gewalt wird Haltung vom Staat, Gesetzesreformen und Maßnahmen bis hin zur Kriegsführung von Regierungen durchgeführt oder von der UNO gefordert.

    Wir erleben offensichtlich einen generellen patriarchalen Rollback – d.h., dass der patriarchale, konservative Aufwind in der Politik so stark wird, dass Erfolge feministischer Bewegungen wieder in Frage gestellt werden. Es wird aber lediglich gefordert, Frauen zu beschützen.

    Doch was steckt genau hinter diesem Aufruf, „Frauen zu beschützen“? Erstens, dass die „Frauen“ sich nicht selbst wehren oder gar schützen können: ein hartnäckiges Rollenbild. Es fängt an bei der Prinzessin die gerettet werden muss, und schleicht sich bis in den Gerichtsaal mit der Anklage wegen Körperverletzung wenn frau* sich wehrt. Es wird von „Frauen“ erwartet, dass sie sich weiterhin wehrlos, schutzlos und passiv in die sicheren Hände des Staates und/oder der Männer geben und bloß keine Eigeninitiative für Leib und Leben treffen.

    Da sind sich Bullen, Parlamentarier:innen, Bürgis, Fundis und Fachos einig. Unter dem großzügigen, progressiven Schleier „Schutz der Frauen“ kann jegliches Gift in die Bevölkerung gespritzt werden, und so wird der parlamentarische „Feminismus“ immer wieder genutzt, um rassistische, klassistische und autoritäre „Sicherheits“-Maßnahmen durchzupushen und das staatliche Gewaltmonopol zu rechtfertigen. Längere, direktere Knaststrafen? Frauen beschützen. Strengere Kontrolle der Migranten? Frauen beschützen. Zwangsräumung prekärer Lager? Frauen beschützen. Vehrmehrte DNA-Proben? Frauen beschützen. Neue Straßenlaterne? Frauen beschützen. Kameramast? Frauen beschützen.

    Ähnlich wie proDeutschland oder selbsternannte ‚Bürgerwehr‘-Männergruppen treiben rechte Frauengruppen, mit ihrer Forderung nach „Schutz vor Ausländern/Kriminellen/Asozialen“ nicht nur rassistische, sozialchauvinistische und faschistische Hetze an sondern kämpfen für noch autoritärere, heteropatriarchalere Zustände.

    Doch müssen wir so weit rechts nicht schauen: um den Einsatz von mehr Bullen in der Jagd auf schwarze Menschen im Görli zu legitimieren, meinte Monika Hermann, Bürgermeisterin von Kreuzberg: „Ich gehe in Berlin durch gar keine Parks, ich weiß ja nicht, wie Sie das handhaben, aber das ist mir als Frau zu gefährlich“. Wenn der Verdacht, Drogen zu dealen, nicht ausreicht um schwarze und migrantische Menschen aus dem Viertel zu jagen, dann schnell das gute alte Motto: Frauen beschützen.

    Nicht alle Frauen, natürlich. Eher so weiße Cisfrauen einer bestimmten sozialen Klasse. Die Morde an Beate Fisher und an Rita Awour Ojunge haben nicht für Empörung gesorgt.

    Wichtig ist, immer wieder daran zu erinnern: der Ursprung von patriarchaler Gewalt liegt mitunter in Rollenbildern. Frauen sollen passiv sein, Männer stark für zwei. Doch werden Cis-Männer nicht nur gewalttätig wegen ihrer gesellschaftlichen Rolle, sondern auch wenn diese Rolle wackelt – denn generell dient patriarchale Gewalt dem Machterhalt. Ein erster Schritt um gegen patriarchale Gewalt zu agieren ist es, Rollenmuster aufzubrechen. Erst recht, da viele Frauen* gar nicht erst in diesen Rollenbildern vorkommen: schwarze Frauen, Lesben, Transfrauen die allein aufgrund ihrer Identität patriarchale Gewalt erfahren.

    Doch es ist nicht so einfach, sich von dieser Norm der Passivität und der cis-sexistisch binären Rolle zu lösen. Denn wer sich als Frau* wehrt und aktiv wird gegen Nazis, Misogynisten, Rassisten oder Faschos soll mit besonders strengen Strafen rechnen, und zwar nicht nur von Seiten staatlicher Repressionsbehörden. Erst kürzlich zeigte sich dies im Falle der theatralischen Festnahme von Lina. Lina wird innerhalb des Leipziger 129§ wegen Körperverletzung gegen organisierte Nazis beschuldigt. Sie wurde zur Freude von Welt, Bild, Tag24 und ähnlichen Scheißblättern, von Leipzig zur Generalbundesanwaltschaft nach Karlsruhe mit dem Heli gebracht. Viele erinnerte es an den Helitransport von Stephan Balliet, der Fascho-Attentäter, dessen antisemitische und rassistische Ideologie am 9. Oktober 2019 in Halle zwei Menschen das Leben kosteten. Bemerkenswert, wie in der Show der Justiz Nazimörder und eine Frau, die dagegen aktiv vorgeht, Seite an Seite gestellt werden.

    Die Presse wirft sich natürlich gierig auf diesen Fall. Dass die Presse sich freut, gezielt Individuen aus der linksradikalen Bewegung in den Vordergrund zu rücken, ist bekannt und analysiert. Hier ist aber noch was anderes, und zwar der Ausdruck eines schrägen Imaginär über Radikalität und radikale Frauen*. In dem sie Zeile für Zeile ihre Wörter in der Beschreibung des Körpers und der Klamotten unserer Gefährtin verschwenden, drücken diese Drecksjournalisten nichts anderes als ihre eigenen patriarchalen Fantasmen aus. Mehr dazu hier.

    Dadurch entsteht für Lina eine doppelte Strafe: so wurde sie wegen ihres selbstbestimmten, radikalen Handelns nicht nur entführt und eingesperrt, sondern wird jetzt auch noch von Mackern sexualisiert und fantasiert. Der Backlash der Presse gegen Frauen*, die sich nicht brav an ihre Rolle anpassen, ist zum kotzen. Der Fall ist leider nicht neu, und hat die Frauen der bewaffneten Gruppen in den 70‘ und 80‘ besonders dolle getroffen. Von Gudrun Ensslin als „die Freundin von Baader“ zu Nathalie Ménigon und Joelle Aubron, Mitglieder der Action Directe, über die die französische Presse jahrelang ausgerastet ist.

    Diese doppelte Strafe wird zu einer dreifachen Strafe, wenn radikale Frauen* auch noch von der eigenen Bewegung sexualisiert bzw fetischisiert werden, nicht ernst genommen und von Cis-Männern ausgenutzt werden um sich selbst zu validieren.

    Die Zeiten sind hart, aber wir sind entschlossen, solidarisch und einfallsreich. Weder patriarchale Dynamiken in der Szene, noch der generelle patriarchale Rollback, noch gewaltbereiten Fachos oder Faschos in Uniform werden uns aufhalten, uns zu schützen, uns zu wehren, und offensiv und selbstbestimmt gegen jegliche Autorität und gegen das Bestehende zu handeln. Denn jeder Antifaschismus, jeder antiautoritäre Kampf muss feministisch sein, und umgekehrt.

    Für ein offensiven und militanten Feminismus, für einen aufsuchenden Antifaschismus.

    Ganz liebe, wütende Grüße an Lina, die Feministische Aktions Zellen, an das Liebig34-Kollektiv, die Migrantifa, Alliance of Internationalist Feminists und an alle Menschen, die in intersektionalen Kämpfen strugglen.

    Lass uns aus jedem Tag einen Tag feministischer Gegengewalt machen!


    25th Novemeber is approaching and we will have to listen to the usual pro-state pseudo-feminist bullshit. The situation is indeed very bad: on the territory of Germany every third day a women is murdered by her partner – not to mention attacks on sex workers; the NSU 2.0 blackmails almost only women and queergenderd persons; examples of sexualized violence are sold to us every day as “sexy” or “romantic”; the Polish government bans abortions; in the French metropolis, women* who wear burqas continue to be excluded from all decision-making and social places and sometimes are attacked with knives in front of the Eiffel Tower; (almost) without any sympathy, refugee FLINTs on their way to Europe and in Europe are permanently confronted with the violence of cops, the state, fascists and patriarchs and in our own ranks cases of sexualized violence against women* are currently more often made public.

    On the “Day of Elimination of Violence against Women*” plenty of loose speeches will be held about the poor oppressed women elsewhere in the world who need to be freed. Condemnation by the state, legal reforms and measures up to warfare against oppression or sexualized violence are carried out by governments or demanded by the UN. Wir are experiencing a general patriarchal rollback – which means the patriarchal and conservative tendency in politics is growing strong enough to challenge feminist achievements again. Still the only demand is : to protect women.

    But what exactly lies behind this call to “protect women”? First, that “women” cannot defend or even protect themselves: a persistent role. It starts with the princess who has to be rescued, and sneaks into the courtroom with the charge of assault if woman* defends herself. It is expected of “women” that they continue to give themselves up defenselessly, helplessly and passively in the safe hands of the state and/or the men, and that they do not take initiative for their physical integrity.

    Here cops, politicians, bourgeoisie, fundamentalists and fascists are united. Under the generous, progressive veil of “women’s protection,” any kind of poison can be injected into the population, and thus parliamentary “feminism” is repeatedly used to push through racist, classicist and authoritarian “security” measures and justify the state’s monopoly on the use of force. Longer, more direct prison sentences? To protect women. Stricter control of migrants? To protect women. Forced eviction of precarious camps? To protect women. Increased DNA sampling? To protect women. New streetlight? To protect women. Camera pole? To protect women.

    Similar to proDeutschland or self-proclaimed Bürgerwehr men’s groups, right-wing women‘s groups not only push racist, social chauvinist and fascist hate as they demand „protection from foreigners/criminals/misfits“, but also fight for more authoritarian, heteropatriarchal conditions.

    But we don’t have to look that far to the right: in order to legitimize the use of more cops in the hunt for black people in Görlitzer Park, Monika Hermann, mayor of Kreuzberg, said: “I don’t go through any parks in Berlin, I don’t know how you handle it, but as a woman it’s too dangerous for me”. If the suspicion of dealing drugs is not enough to chase black and migrant people out of the neighborhood, then the good old motto will do: protect women.

    Not all women, of course. Rather only white cis-women of a certain social class. The murders of Beate Fisher and Rita Awour Ojunge did not cause outrage.

    It is important to remember that the origin of patriarchal violence also lies in role models. Women should be passive, men strong for two. Cis-men become violent not only because of their social role, but also when this role is questioned – because patriarchal violence generally serves to maintain power. A first step to act against patriarchal violence is to break up role patterns. Especially since many women* do not even appear in these role models: black women, lesbians, transwomen who experience patriarchal violence solely because of their identity.

    But it is not so easy to break away from this norm of passivity and the cis-sexist binary role. Because if you defend yourself as a woman* and become active against Nazis, misogynists, racists or fascists you should expect particularly severe punishments, and not only from state repressive organs. Only recently this became apparent in the case of the theatrical arrest of Lina. Lina is accused within the Leipzig 129§ of assaulting organised nazis. To the delight of Welt, Bild, Tag24 and similar shitty papers, she was taken by helicopter from Leipzig to the Federal Prosecutor General’s Office in Karlsruhe. It reminded many of the heli-transport of Stephan Balliet, the fascist assassin, whose anti-semitic and racist ideology cost two people their lives in Halle on October 9, 2019. Remarkable how in this theatre piece orchestered by the justice system, Nazi murderers and a woman, who is actively fighting against them, are placed side by side.

    The press is of course greedily jumping on this case. It is no news that some individuals from the radical left movement are specifically brought into the limelight. But here is something else, the expression of a weird imaginary about radicalism and radical women*. By wasting their words line by line in the description of our companion’s body and clothes, these dirty journalists express nothing but their own patriarchal fantasies. More here.

    This results in a double punishment for Lina: she was not only abducted and imprisoned because of her self-determined, radical actions, but now she is also sexualized and fantasized by machos. The backlash of the press against women* who don’t behave and adapt to their role is disgusting. The case is unfortunately not new and hit the women of the armed groups in the 70′ and 80′ particularly hard. From Gudrun Ensslin as “Baader’s girlfriend” to Nathalie Ménigon and Joelle Aubron, members of the Action Directe, about whom the French press went nuts for years.

    This double punishment becomes a triple punishment when radical women* are sexualized or fetishized by their own movement, are not taken seriously or exploited by cis-men to validate themselves.

    Times are hard, but we are determined, solidary and resourceful. Neither patriarchal dynamics in the scene, nor the general patriarchal rollback, nor violent fascists or fascists in uniform will stop us to protect ourselves, to defend ourselves, and to act offensively and self-determined against any authority and against the existing. Because every anti-fascism, every anti-authoritarian struggle has to be feminist, and vice versa.

    For an offensive and militant feminism and a door crushing antifascism.

    Very warm, angry greetings to Lina, the Feministische Aktions Zellen, the Liebig34 collective, Migrantifa, the Alliance of Internationalist Feminists and every person who fights in intersectional stuggles.

    Let us turn every day into a day of feminist counter-violence!

    Bild
    Solifoto für Lina


  • Comments Off on 25.11., Tag für eine feministische Gegengewalt / Day for feminist counterviolence
  • Kategorie: Statements
  • —english version below—

    Für den Ausbau des letzten Teilabschnitts der A49 ist die Firma Deges gewillt und bereits im Begriff, 85 Hektar Wald zu zerstören. Die betroffenen Gebiete sind der Herrenwalder Wald, der Maulbacher Wald und der Dannenröder Forst. Im Dannenröder Forst wurden mehr als 300 Jahre lang 1000 Hektar wald kultiviert. Der “Danni” ist seit September 2019 besetzt, um den tiefen Eingriff in die Natur und die damit einhergehende Gefährdung von Trinkwasser für mehr als 500 000 Menschen des Rhein-Main-Gebiets zu verhindern.

    Inmitten der Gesundheitskrise zeigt sich, dass Staat und Kapital nicht zögern, bei der Unterstützung der weiteren Zerstörung und Plünderung der Umwelt im Namen des Profit ihr wahres Gesicht zu zeigen. Es überrascht nicht, dass sich die staatliche Maschinerie mit der Priorisierung der Reproduktion von Kapital dafür entscheidet, Fluren und Wälder zu zerstören, die seit hunderten von Jahren einem rapiden Klimawandel im Wege stehen (welcher durch die Verschwendung natürlicher Ressourcen im Namen des Profits erzeugt wird). Wiedereinmal ist der Staat zur Stelle, um dem Kapital gewissenhaft den Weg freizuräumen.

    Dementsprechend begann am Montag, den 10. November die Räumung vom Danni. Hunderte Bullen fielen in den Wald ein und holzten Bäume ab, nahmen Leute fest und unterdrückten den Widerstand. Es wurden bereits etliche Baumhäuser und Küchen geräumt sowie zahlreiche Verhaftungen getätigt. Aber zur gleichen Zeit sind nach wie vor tausend Menschen im Wald um gegen die Zerstörung der Natur vielfältigen Widerstand zu leisten.

    Trotz der Tatsache, dass sich unser Kampf in der Rigaer Straße in städtischem Gebiet abspielt, erachten wir die Existenz von Strukturen und Initiativen wie den Danni als nicht nur notwendig um den natürlichen Reichtum zu verteidigen, sondern auch als Teil des selben Kampfes gegen ein System der Ausbeutung und Unterdrückung. Wir stehen solidarisch mit den Anstrengungen der Aktivist*innen – nicht nur anlässlich der Räumung, sondern während ihrem gesamten Kampf. Auch wenn wir in verschiedenen Gegenden verschiedene Wege beschreiten, verlaufen unsere Kämpfe nicht nur parallel zueinander, sondern treffen sich. Sie treffen sich in den selbst-organisierten Strukturen, den horizontalen Treffen und nicht zuletzt auf den Barrikaden. Für eine Gesellschaft mit mehr Wald und weniger Asphalt.

    PS: Während wir diesen Text schreiben, erreichen uns Nachrichten der gewaltsamen Räumung eines Tripods im Danni. Das Seil einer vier Meter über dem Boden hängenden Person wurde durch einen Bullen durchgeschnitten. Die Art, dieser Person Verletzungen zuzufügen, kann nicht anders als Absicht bezeichnet werden. Wir unterstützen jegliche Konsequenz, die von Aktivist*innen nach diesem potentiell tödlichen Angriff gezogen wird, um unseren Widerstand für uns sicherer und für unsere Gegener gefährlicher werden zu lassen.

    Solidarität mit dem Danni!

    Mit jedem gefällten Baum wird ein Stück mehr Widerstand gesät!

    Wer die Misere sät, wird Widerstand ernten!

    From the concrete desert: Solidarity with Danni

    In order to build the last section of the A49 federal freeway the construction company Deges is willing and already has begun to destroy 85 hectare of forest. The affected parts are the Herrenwald forest, the Maulbach forest and the Dannenröder forest. 1000 hectares of earth are being cultivated in Dannenröder forest for more than 3 hundreds years. “Danni” is squatted since September 2019 in order to prevent the massive invasion into nature and by this the risk of endangering the drinking water supply of over 500,000 people from the Rhine-Main area.

    In the middle of the hygiene crisis we see that the state and capital do not hesitate to show their real face, supporting the further destruction and plunder of natural environment for the benefit of capital, launching thousands of cops to evict Danni. We are not surprised that, when the state mechanisms prioritize the reproduction of capital, they decide to ruin pieces of land and forests which for hundreds of years have been obstacles to the rapid climate change (which is produced by the overuse of natural resources in the name of profit). Once again, the state is coming to serve faithfully the capital by guaranteeing that nothing will stand as obstacle in it’s profit-seeking.

    Consequently, on monday the 10th of November, the eviction of Danni started. Hundreds of cops invaded the forest, cutting trees, arresting and repressing. Until now they managed to evict several tree houses, floor kitchens and make numerous arrests. But at the same time around thousand people are there to resist the destruction of the nature by different means.

    And despite the fact that our struggle, as Rigaer94, is evolving in a metropolitan area, we consider the existence of structures and initiatives, as Danni, not only as necessary for the defense of the

    natural wealth but also necessary as parts of the same struggle against a system based in exploitation and oppression. We stand in solidarity with the effort that the activists make not only during the difficult time of the eviction but also during their whole struggle. Even if we are fighting in different places and with different ways, our struggles are not only parallel but they also meet each other. They meet in the self-organised structures, in the horizontal assemblies, in the barricades. For a society of equality and freedom. For a society with more forests and less asphalt.

    PS: By the time of writing this text, news reach us from the violent eviction of a tripod in the Danni forest. The rope of one person hanging four meters above the ground was cut by a cop, causing injuries in a way that can be understand as nothing else but purpose. We support all the concequences drawn by the activists after this potentially deadly attack that can make our resistance safer for us and more dangerous to the enemy force.

    SOLIDARITY WITH DANNI

    YOU CUT ONE TREE WE PLANT RESISTANCE

    YOU SOW MISERY YOU REAP RAGE

  • Comments Off on Aus der Betonwüste: Solidarität mit dem Danni
  • Kategorie: English, Statements, Weltweit