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Am 31.12.2018 endet der Pachtvertrag der Liebig34. Der Eigentümer Padovicz – ein bekannter Name was das systematische Aufkaufen von Häusern und Verdrängen unzähliger Menschen angeht – will räumen und luxussanieren. Das ist eine Kampfansage und sie betrifft uns alle. Es ist nicht nur ein Angriff auf das Haus und den Kiez. Es ist ein Angriff auf die Idee vom herrschaftsfreien Leben ohne Staat, Patriarchat, Rassismus und all den anderen Mechanismen, die uns täglich unterdrücken.
Die Geschichte autonomer feministischer Häuser reicht bis in die 70er Jahre zurück, entstanden aus der Auseinandersetzung mit struktureller patriarchaler Gewalt, die sich mal subtil, mal massiv in facettenreicher Gestalt und Ausformung zeigt. Es ist eine bewegte Geschichte des Angriffs auf die herrschenden Normen, der gegenseitigen Stärkung und Solidarität. 1990 besetzt und wie unser Haus nach der Räumung der Mainzer Straße legalisiert, ist die Liebig34 eines dieser noch wenigen noch existierenden autonomen anarcha-queerfeministischen Kollektive in Europa. Sie besteht aus dem Wohnprojekt, dem Infoladen Daneben und der Bar L34 und ist seit jeher ein fester Bestandteil antiautoritärer Infrastruktur im Friedrichshainer Nordkiez.
Die Liebig34 ist ein besonderer Ort. Während Nazis zunehmend marschieren und Organisationen wie die AfD Rassismus, Antifeminismus und faschistische Traditionen in salonfähige Tugenden wandeln, braucht es auch Räume wie die Liebig34, an denen Menschen mit diversen Genderidentitäten leben, sich ausleben, stärken und organisieren können. Es braucht Orte, an denen, in dieser dem Konservatismus bis zum Faschismus zugewandten individualisierten Gesellschaft, Kollektive entstehen, die dem Ganzen Ideen der Solidarität und Gemeinsamkeit, der Rebellion und Freiheit entgegensetzen. Sicher war die Liebig34 als Haus nicht immer hörbar, doch in diesem Moment hat sie sich für den offenen Widerstand entschieden und in vielen anderen Momenten für einen Kampf, den wir von außerhalb oft nicht sehen. Für uns ist sie, in all den Jahren, in denen wir auch Konflikte miteinander ausgetragen haben, immer eine der wichtigsten Freund*innen und Kompliz*innen des Kiezes gewesen. Sie stand an unserer Seite, wenn es zu Angriffen auf unser Haus kam und wurde dadurch selbst das ein oder andere mal Ziel von Repression. Gemeinsam haben wir in jüngster Vergangenheit Veranstaltungen wie die Diskussions- und Chaostage 2018, die Lange Woche der Rigaer Straße 2015 und unzählige spontane Kundgebungen organisiert und trotzen der ständigen Belagerung des Kiezes durch uniformierte Faschisten, die sich in den Wannen hier durch schieben.
Seit der Räumung der Liebig14 im Februar 2011 ist die Liebig34 das letzte Hausprojekt direkt am Dorfplatz, der für den Kiez ein wichtiger sozialer und politischer Treffpunkt aber auch immer wieder Ausgangspunkt für Aktionen und Auseinandersetzungen mit den Bullen ist. Ohne das Haus wird dieser Ort nur noch eine Kreuzung sein, in einem durch Aufwertung sterbenden Kiezes. Auf dem Dorfplatz eignen wir uns den öffentlichen Raum an, wirken der vom Kapitalismus forcierten Vereinzelung entgegen und holen das Leben zurück auf die Strasse. Für die Staatsmacht war dieser Ort schon immer ein Dorn im Auge. Es ist ein Ort, an dem die Menschen selbst entscheiden ob es in Ordnung ist, einen Umsonstflohmarkt, ein Konzert oder Lagerfeuer zu machen, anstatt sich eine behördliche Erlaubnis zu holen. Ein Ort, an dem Konflikte ohne Bullen gelöst wurden oder durch solidarisches Handeln gar nicht erst entstehen. Es ist ein umkämpfter Raum, denn schließlich kann es der Staat nicht zulassen, dass Menschen sich treffen, austauschen und selbst entscheiden, was sie wollen und was nicht.
Zusammen mit der Liebig 34 bilden die benachbarten Projekte einen der festen Kernpunkte des Widerstandes im Nordkiez. Sollte es Padovicz also wirklich wagen und die Politik dies natürlich befürworten, indem sie das Haus mit der Hilfe hunderter Bullen räumen, werden wir Antworten finden. Dann müssen wir es als das begreifen was es ist. Ein Angriff auf uns Alle, auf diejenigen, die in der kapitalistischen Stadt keinen Platz finden sollen. Noch ist es aber nicht so weit – also lasst uns Pläne schmieden, Banden bilden und für eine rebellische Stadt kämpfen und nicht erst anfangen, wenn schon alles vorbei ist. Im Gegensatz zu unserem Eigentümer haben Padovicz und seine Firmen bekannte Adressen…
Kommt zur Demo am 29.9.2018 um 18:00 Uhr auf dem Wismarplatz.
Macht Aktionen, seien wir unregierbar!
Liebig 34 Verteidigen!