$theTitle=wp_title(" - ", false); if($theTitle != "") { ?>
31 Jan // php the_time('Y') ?>
Rigaer94: Umgang mit patriarchaler Gewalt & Ausblick auf juristische Entwicklungen
[Content Warning: Sexualisierte Gewalt]
Ob auf der Straße oder in unseren Gruppen und Räumen, antipatriarchale Kämpfe werden immer sichtbarer, nicht nur in Berlin. So gab es in den letzten Jahren verschiedene Outings von Täter*innen und ihren Schützer*innen, manche öffentlich und manche nicht.
Vielschichtiger Kampf
In der Offensive zu bleiben, bedeutet auch eine konstante Reflektion und ein Entlernen verinnerlichter sozialer Mechanismen. Viele unserer Diskussionen konzentrieren sich momentan auf patriarchale Strukturen, als eine der Säulen des unterdrückenden Systems, das wir bekämpfen wollen. Bis jetzt sind wir nicht zufrieden mit unseren (Ent-)Lernprozessen, da wir viele Fehler gemacht haben. Wir sind oft für unser Verhalten kritisiert worden, sowohl von Menschen außerhalb als auch von Menschen innerhalb des Kollektivs, wobei letzteres zeigt, dass die zerstörerischen Kräfte der patriarchalen Gewalt sich auch auf die Beziehungen und das Vertrauen zwischen uns als Kollektiv auswirken. Wir müssen an diesen Kritiken arbeiten und versuchen das auch.
Ein Resultat unserer Selbstreflektion war, dass wir uns dazu entschieden haben, mehr Informationen zum Fall um Johannes Domhöver zu teilen. Wie bereits von anderen veröffentlicht wurde, war Johannes D. gewalttätig gegenüber FLINTA*. Diese Information erreichte uns im März 2021. Nachdem er bei bei einer öffentlichen Veranstaltung im Juni 2021 aufgetaucht ist, haben wir ihm Hausverbot gegeben. Trotzdem haben wir Johannes D. durch unsere zu späte, und nicht über das Hausverbot herausgehende Reaktion kollektiv geschützt und müssen dafür Verantwortung übernehmen, was wir in unserem ersten Statement nach dem Outing im Oktober nicht getan haben.
Welle von Räumungsverhandlungen
Der Kampf gegen patriarchale Gewalt ist jedoch ein Aspekt des Kampfes, den wir zur Zeit führen. Mit der Räumung des Köpi-Wagenplatzes im Oktober 2021, endete vorerst eine große Räumungswelle gegen selbstorganisierte und autonome Projekte in Berlin seit den 90ern.
Da das Jahr 2022 mit zahlreichen juristischen Versuchen, unser Haus, die Rigaer94, anzugreifen beginnt, wollen wir die Erinnerungen an zahlreiche Aktionen gegen Hauseigentümer*innen, empowernde Demonstrationen, Widerstand gegen Rote Zonen, eingeschlagene Fenster, Besetzungen, auf Cops geworfene Steine und das generelle Gefühl einer Bewegung, die in den letzten Jahren kraftvollen Widerstand gezeigt hat, mitnehmen.
Am 7. Februar findet ein weiterer der zahlreichen Versuche seit 2016 statt, einen Räumungstitel für unseren öffentlichen Raum, die Kadterschmiede und den Jugendclub Keimzelle im Erdgeschoss, zu bekommen. Die letzte Verhandlung, welche im April 2021 stattfinden sollte, wurde verschoben, nachdem unsere Anwält*innen einen Befangenheitsantrag gegen die Richter*innen gestellt haben. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Ob das Gericht dieses Mal, im Gegensatz zu bisherigen Entscheidungen, das Konstrukt der Briefkastenfirma Lafone Investment Limited und damit die Kontrolle des Kapitals über den Wohnungsmarkt anerkennt, ist ungewiss. Bis jetzt ist die Legitimität von Bernau und seinen Kolleg*innen nicht bewiesen und der Brexit hat dazu geführt, dass deutsche Gerichte die Handlungsfähigkeit von Limited-Firmen in Deutschland anzweifeln. Wir haben auch gehört, dass Beulker, der frühere “Eigentümer” der Rigaer94, verstorben ist. Damit ist er nicht mehr in der Lage als Zeuge auszusagen und die „Wahrheit“ darüber zu erzählen an wen er, offensichtlich verzweifelt, nachdem er jahrelang kläglich daran scheiterte uns loszuwerden, unser Haus 2014 verkaufte.
Sicherlich würde das Einfluss auf den rechtlichen Status dieser Firma gegenüber unserem Haus nehmen. Aber es wird weder etwas daran ändern, wie wir unseren alltäglichen Kampf gegen jede Autorität aufnehmen, noch daran, wie wie gegen jegliche Form von Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen.
Neben dem Räumungsverfahren gegen die öffentlichen Räume der Rigaer94, laufen weitere Räumungsklagen gegen alle Wohnungen mit Mietverträgen im Seiten- und Hinterhaus sowie, seit dem Sommer 2020, gegen eine der besetzten Wohnungen im Vorderhaus. Das betrifft insgesamt um die 2/3 der kollektiven Räume. Es ist keine Überraschung, dass der “Eigentümer” versucht, einzelne Personen, die angeblich in der Rigaer94 wohnen, in die bestehenden Räumungsklagen zu inkludieren. Diese Verfahren sind ein Ergebnis des Razzia am 6. Oktober 2021, nachdem die Cops innerhalb weniger Stunden persönliche Daten aller Personen an Bernau weitergaben, die im Haus identifiziert wurden.
Des weiteren begann im Dezember ein Räumungsverfahren gegen eine der vermieteten Wohnungen im Vorderhaus, der nächste Termin ist noch nicht angekündigt.
Es ist klar dass das Ziel des angeblichen Eigentümers ist, durch den intensiven Versuch die rechtlichen Mittel zu verstärken, somit möglichst viele Räumungstitel zu bekommen, und das Haus mit einem großen Schlag anzugreifen.
Da wir uns von unseren Gegner*innen nicht vorschreiben lassen, wann wir angreifen werden, ist dieses Räumungsverfahren gegen die Kadterschmiede und die Keimzelle für uns nur ein weiterer Termin in dem kontinuierlichen Angriff von Staat und Kapital, unser Haus und seine rebellischen Strukturen zu zerstören. Die Lage ist jedoch ernst. Die nächsten Monate mögen eine weitere Intensivierung des Konflikts zwischen der Rigaer94 und ihren Feind*innen zeigen, welcher in der Tat nicht nur zwischen zwei Gegner*innen stattfindet, sondern ein Abbild eines weltweiten Kampfes derer, die gegenseitige Hilfe, Selbstverwaltung und Solidarität, anstelle von Diskriminierung, Ausbeutung und Autorität suchen.
Hinter Gefängnismauern
Ein Mitbewohner von uns, der einige Tage vor dem “Brandschutz”-Showdown festgenommen wurde, sitzt noch immer im Knast. Er wurde nach Polen abgeschoben und sitzt dort im Knast Zakład Karny in der Stadt Gorzów Wielkopolski. Dazu kommt, dass seit Ende November eine weitere Person dieser Straße in Haft in der JVA Moabit sitzt. Er wartet auf sein Verfahren, dass Ende Februar stattfinden wird. Wenn du ihnen schreiben willst, schick’ uns eine E-Mail für ihre Kontaktdaten.
Rigaer94
Whether it is on the streets or within groups and spaces, anti-patriarchal struggles are becoming more visible, not just in Berlin. As part of this, the past years have wittnessed in Berlin numerous callouts, some public and some not, of perpetrators and their protectors.
Multifacial struggle
Staying in the offensive means a reflection and unlearning of our internalised societal mechanisms. A lot of our discussions are currently concentrating on patriarchal structures as one of the pillars of the oppressive system that we want to be offensive against. And till now we are not satisfied with our un/learning procedures as we have made a lot of mistakes. We have been criticised for our behaviour many times, from people outside as well as from people within the collective, the latter showing that the destructive forces of patriarchal violence also impact on relationships and trust between us as a collective. We have to work on these critiques and we try to.
One outcome of our self-reflection was, that we decided to share more information in regards to the case of Johannes Domhöver. As it was published by others, Johannes D. has been violent towards FLINTA*. This information reached us in March 2021. After showing up at a public event in June 2021, we gave Johannes D. a houseban. However, we collectively protected Johannes D. by taking actions too late and not taking any further actions besides a houseban. We have to take responsibility for this, which we didn’t do in our first statement after the outcall in October.
Series of eviction trials
However, the struggle around patriarchal violence defines one aspect of the struggle we are currently fighting. With the eviction of Köpi-Wagenplatz in October 2021 ended for now one big wave of evictions of self-organised and autonomous projects in Berlin since the 90s. The year 2022 starts again with several juridicial attempts to attack our house, the Rigaer94. We want to carry with us the memories of endless actions against landlords, empowering demonstrations, resistance against Red Zones, smashed windows, squattings, stones thrown at cops and the general feeling of a movement that has shown powerful resistance in the past years.
On 7th of February there is another of the numerous attempts since 2016 to get an eviction title of our public space, Kadterschmiede and the youth club Keimzelle, both based on our ground floor. The last trial, which was supposed to happen in spring of 2021, got postponed after our lawyers claimed the judges to be biased. This appeal was turned down. Whether the court will, in contrast to former decisions accept the construct of the letterbox company Lafone Investment Limited this time and strengthen the grip of capital on housing, is unsure. Till now the legitimacy of Bernau and further colleagues is still not “prooven” and the Brexit lead to German courts questioning the form of a Limited company in Germany to act. We also heard, that Beulker, the former „owner“ of Rigaer94, died. So he is not able anymore to act as a witness in court and tell the “truth” about whom he, being obviously desperate after unsuccesfull years of trying to get rid of us, sold our house to in 2014. For us, this may change the legal status of this company concerning our house, but it will not change the way we perceive the everyday struggle against any type of authority and the ways we fight against any type of oppression and exploitation.
Besides the eviction trial against the public spaces of Rigaer94, there are further eviction trials running against all spaces with a renting contract in the back and side house as well as since summer 2020 against one of the squatted flats in the front house. This affects about 2/3 of the collective space in total. It does not come as a surprise, that the „landlord“ is trying to add individuals into the eviction trials that presumably live in Rigaer94. These trials are a result of the house raid of 6th October 2021, after which the cops passed on personal information of all the people identified in the house within hours to Bernau.
Also in December an eviction trial started against one of the rented flats in the fronthouse, the next date ist not yet announced.
It is clear that the aim of the apparent owner is, by intensively trying to reinforce the legal weapons, to get as many eviction titles as possible so to be able to attack the house in a big strike.
As we will not have our enemy dictate to us when we will attack, this eviction trial of Kadterschmiede and Keimzelle is to us just another date in the continous fight of state and capital to destroy our house and its rebellious structures. The situation though is serious. The upcoming months might show another intensification of the clash between Rigaer94 and its enemies, which is in fact not merely between two opponents but an expression of a worldwide fight of those who seek mutual-aid, self-organization and solidarity instead of discrimination, exploitation and authority.
Behind prison walls
One of our flatmates, who was arrested a few days before the „fire security“- showdown, remains in prison. He was deported to Poland and is sitting in prison Zakłak Karny in the city of Gorzów Wielkopolski. Added to this, since end of November another person from this street has been in custody in the JVA Moabit. He is waiting for his trial which will take place at the end of February. Whoever wants to write them, send us an email for their contact details.
Rigaer94