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8 Oct 2014
Liebe Mitbewohner_innen der Gegend, liebe Freund_innen und Genoss_innen
“Anwohner und Unternehmen erwarten zu Recht Schutz und Hilfe vom Staat”, sagte Innensenator Henkel jüngst in der Presse. So dumm diese Erwartungshaltung ist, verspricht sie gleichzeitig ein riesiges Potential für Alternativen zu den herrschenden Zuständen in dieser Stadt. Schliesslich zeugen jahrelange Debatten, Demonstrationen und Widerstandshandlungen beim Thema Gentrifizierung davon, dass sich diese Stadt seit Jahrzehnten in erster Linie vor Mieterhöhung, Zwangsräumung und damit einhergehender Polizeigewalt fürchtet – und nicht vor autonomen Monstern. Auch und besonders hier in Friedrichshain.
Zu dieser Stadt, meinen wir, sind die zugezogenen Luxus-Eigenheim-Bauer_innen und die Kommerzscheiße nicht hinzuzurechnen. Wo sie doch diejenigen sind, die davon profitieren, wenn Menschen aus ihrem Kiez vertrieben werden und noch mehr Reiche hinterherziehen. Der Staat hat gegenüber uns längst versagt, und darüber können wir glücklich sein. Er hat versagt, den ansässigen Menschen das zu geben, was sie fordern. Diese Tage offenbaren die Politiker_innen wieder, wie schlecht sie doch eigentlich sind: “Es gibt keinen guten politischen Extremismus, und es gibt vor allem keine gute Gewalt”, so ist es aus den Mündern von Linkspartei bis CDU zu hören, also denjenigen, die regelmäßig ihre Prügelhorden schicken, wenn wir mal ein Lagerfeuer machen, wenn wir uns Wohnraum nehmen ohne zu fragen oder wenn wir einfach nur gegen neue Luxus-Projekte protestieren. Wer in den betroffenen Stadtteilen kennt angesichts dieser Zustände nicht schon lange die klammheimliche Freude, wenn wieder irgendwo eine nächtliche Aktion für empörte Aufschreie aus der Politik sorgt?
Als lebendiger Teil der Rigaer Straße begrüßen wir den Text der Anwohner_innen Initiative, der am 3. Oktober auf Indymedia erschienen ist (https://linksunten.indymedia.org/de/node/123630), weil sie sich nicht damit zufrieden geben wollen, dass mitten unter uns ein Luxus-Palast entstehen soll, der uns nicht nur die schöne Aussicht nimmt, sondern die Mieten auch in die Höhe treiben wird. Er zeigt, dass wir hier auch nicht darauf warten sollten, dass sich Probleme von alleine lösen. Es mag etwas anmaßend klingen, aber was wollen wir machen: Wir fordern die Baugruppe vom ehemaligen Bambiland ultimativ auf, die Baumaßnahmen einzustellen und nicht hierherzuziehen! Wir wollen euch hier nicht!
Mit Spannung müssen wir leider wieder die erhöhte Polizeipräsenz beobachten, die uns die Politik als ihre Antwort auf die städtischen Konflikte präsentiert. Die Angriffe auf Luxusbauten in Kreuzberg halten gerade dafür her, dass eine regelrechte Kriegsrethorik bemüht wird, um uns einzuschüchtern. Allen voran ein Hanswurst der SPD fordert die Stürmung von Hausprojekten wie der Köpi und das Verbot politischer Organisationen wie der Roten Hilfe, die uns alle gerne mit Geld unterstützt, wenn politische Aktionen mit Repression bedacht werde. Und auch wir als Haus fühlen uns bedroht. In einem Artikel des Tagesspiegel wurde ein Bild eingefügt, auf dem zu sehen ist, wie Bullen mit Rammbock unseren Eingangsbereich belagern. Die Bildunterschrift lautet: “Gesichert ist sicher. Solche Szenen wird man in Friedrichshain-Kreuzberg künftig wohl öfter sehen.”
Auch wenn alle Beteiligten wissen, dass dieses Szenario juristisch nicht haltbar ist, ist es möglich, dass gewisse Sicherheitsfanatiker_innen die aufgeputschte Stimmung benutzen wollen, um uns zu nerven. Wir sind auf derartige Besuche in unseren Strukturen vorbereitet und hoffen im Fall der Fälle auf viel Unterstützung, die Orks möglichst schnell wieder aus dem Kiez zu jagen.
Wir senden solidarische Grüße an die widerständige Stadt!
Wir bleiben alle!